Immer wenn es
Winter wird und die Luft ihre frostigen Arme über die Erde breitet, weilt der
Mensch mit seinen Gedanken in der Winterzeit seines Lebens.
Die Natur geht
schlafen und auch das Alter lässt seine Attribute walten. Besonders wenn man
ein hohes Alter erreicht hat.
Man wird krank
und schwach, der Körper verkündet, dass der Abschied naht. Auch wenn man nicht
daran denken sollte, so sind die Gedanken da. Das ist die einzige Gerechtigkeit
der Welt. Es ist immer ein Anfang und ein Ende.
Bei solchen
Gedanken denkt man an das was im unserem Leben schön war. Kannst du von dir
sagen, dass Alles gut war? nein das kann man nicht. Man kann bloß sagen ich
wollte alles gut machen.
Ich bin
zufrieden, ich war glücklich und kann jedem mit Ehre in die Augen schauen.
In solchen
Minuten des Nachdenkens, kam die Erinnerung an Martha von der ich schon
geschrieben habe. Sie lebte 94 Jahre und ihr Leben könnte als Material für ein
ganzes Buch sein, nicht nur für eine kurze Erzählung.
Sie ist für mich
ein besonderer Mensch und ich verdanke ihr, dass ich sagen kann wie glücklich
ich doch in meinem Leben bin.
Vor kurzen sah
ich im Fernsehen eine Reportage über das Leben im Altersheim. Ich war
erschüttert, als ich sah, wie es in machen Altersheimen zugeht. Zu wenig
Personal und die Menschen haben das Lächeln verloren. Ich empfinde jedes
Altersheim als Wartesaal - aber auf was? Immer wieder sage ich mir „ nein ich
will nicht dort mein Leben beenden“ ja aber meinen Kindern möchte ich auch
nicht zur Last fallen, wenn eine Krankheit so schwer ist, das ich ein
Pflegefall würde. Diese Gedanken am Anfang eines Neuen Jahres sind nicht schön,
aber irgendwann muss man sich dieser Frage stellen.
Solange man
kann, sollte man in seiner gewohnten Umgebung bleiben. Jeder Tag den man lebt
kann schön sein. Worte von Martha kommen mir dann in Sinn „ Ich verdanke mein
langes Leben meinen Töchtern, die mich pflegen“
Es ist nicht
einfach einen sehr lieben Menschen Zuhause zu pflegen. Wie oft waren die
Töchter überfordert. Aber sie haben alles mit Liebe für ihre Mutter getan.
Erst wenn man
sich bewusst wird, was es heißt so eine Pflege Zuhause zu leisten kann man
diese Arbeit in voller Masse beurteilen.
Seit ihrer
Witwenzeit wohnte Martha bei ihrer jüngsten Tochter. So übernahm sie den
größten Teil der Pflege. Ihre ältere Schwester kam jede Woche schon am
Donnerstagnachmittag und blieb bei der Mutter bis Montag. So teilten sie sich
in den letzten drei Jahren die Pflege. Es war nicht leicht für Tosca so nannte
sie ihre jüngste Tochter, die ihre Arbeit im Jugendzentrum mit der Pflege zu
koordinieren. Mit einem Lächeln begrüßte sie die Mutter jeden Morgen am ihren
Bett. Die letzten Monate war Martha bettlägerig. Immer wenn Tosca überfordert
war, dachte sie mit Liebe an die Zeit, als Mutter ihre Kinder betreute, sie in
die Schule schickte und sich um den Haushalt gekümmert hat. Sie war immer
berufstätig und mit ihrer Arbeit half sie ihren Söhnen die Ausbildung zu
finanzieren. Sie beide studierten Architektur die sie erfolgreich beendeten.
Heute sind beide berufstätig. So dachte sie immer, wenn ihr etwas zu schwer
wurde. Der Mutter verdankte sie es, dass ihre Kinder ihren Weg gefunden haben.
Sie selber dachte niemals an sich. Als sie ihren erlernten Beruf als
Technikerin nicht mehr bekommen konnte, zögerte sie keine Minute und nahm jeden
Job an, der sich ihr bot. So arbeitet sie bis jetzt als Haushelferin im diesen
katholischen Jugendzentrum.
Alles wird
wieder gut, sagte sie sich immer wieder. Als Martha mit 94 Jahren starb, war
der Tod eine Erlösung für Martha.
Jetzt mit 60
Jahren könnte Tosca endlich für sich etwas tun. Sich einen schönen Urlaub
gönnen mit allen Drum und Dran. Leider ist das Schicksal nicht so gnädig.
Unverhofft erkrankt ihr Mann schwer. „By Pass OP u.a Beschwerden , 8 Monate
lang“ Angst. Auch das vergeht. Ihr Mann muss umdenken nach seiner 60 %
Behinderung, darf er nicht mehr seinen Beruf voll ausüben. Aber auch das wird
gemeistert. Bloß nicht verzagen, sagt Tosca immer wieder. Doch dann ihre
Krankheit. Der Körper, der durch die Zeit der Pflege strapaziert wurde verlor
seine Kraft. Tage, Nächte der Angst, jetzt braucht sie Hilfe. Aber sie gibt
nicht auf. Sie ist stark und wird noch 3 Jahre ihrer Arbeit nachgehen sagt sie.
Diese Haltung
von Tosca hat mich beschämt, als ich an meine kleine Wehwehchen dachte. So soll
man im Leben sein, sich nicht unterkriegen lassen. Alles annehmen und mit Würde
tragen egal was kommt.
Also ich freue
mich, dass ich lebe, dass ich noch denken und fühlen kann, dass ich jeden Tag
genieße, egal ob es Regen oder Sonne gibt .Ich freue mich schon auf den
Frühling und ich freue mich auf Urlaub mit meiner Familie den ich am 19.04.15
antreten möchte.
Das Leben ist
schön.
Ottilie Krafczyk