Gemeinsam Schönes entdecken, lesen, schreiben, ohne Häme, ohne Kritik, das ist unser Anliegen. Ich werde in Euren Beitragen nichts ändern oder korrigieren, denn keiner soll sich kontrolliert fühlen. Viel Freude am Schreiben und Lesen FvB

Gertrud von den Brincken (1892-1982)


Glaube

Ich glaube, dass einmal in allen
Wäldern der Schnee wird tau’n.
Ich glaube, dass einmal in alle
Scheiben die Sterne schau’n.

Ich glaube, dass keiner vergeblich
Herdfeuer und Herzglut schürt,
ein jedes Lachen und Weinen
hat irgend jemand berührt.

Ich glaube, dass alle Straßen,
auf denen man hier sich stößt,
einst auf den Heimweg münden,
wo aller Nebel sich löst.

Ich glaube, wenn zwei sich lieben,
die dennoch die Erde trennt,
dass irgendwo in der Ferne
schon Herbergslicht für sie brennt.

Und klingt hier auch manch ein Weinen
wie tiefst im Walde verirrt –
Ich glaube, es kommt ein Abend,
da Gott daran denken wird.


Gertruds Mutter war eine geborene von Bistram und eine Kusine meiner Vorfahrin aus Mitau (Kurland)



Die Tage brennen auf die bunten Gassen

Die Tage brennen auf die bunten Gassen.
 Daheim ans Landhaus lehnt der Park sich kühl.
Gelächter steigt um die Hotelterrassen,
man grüßt Bekannte im Basargewühl.

„Ach Du – wie nett, dass wir uns hier getroffen!“
und plaudernd sucht man eine Gartenbank.
Schwül schwingt ein Duft aus weißen Spitzenstoffen ...
– Zu Hause liegt mein kleiner Liebling krank. –

Die Tage brennen auf das Großstadthasten,
das brausend prahlt in seelenloser Pracht.
Aus fremdem Hof spielt gell ein Leierkasten,
die Autohupen bellen durch die Nacht.

Durch Läden streif ich, zwischen Spiegelscheiben,
und weiß dem Strom der lauten Stunden Dank,
und lass mich ziellos durch die Tore treiben ...
– Zu Hause liegt mein kleiner Liebling krank. -

Ich kaufte heut ein Hängerchen von Seide,
wie’s Kinder lieben, weich und farbenhell.
Nun liegt’s vor mir und spannt die Ärmchen beide
aus leerem Bett im lärmenden Hotel.

Mir ist’s, ein Händchen streichelt meine Wangen,
weich wie die Seide drin mein Leid versank ...
Ach, wär’ ich niemals von ihm fortgegangen!
Zu Hause liegt mein kleiner Liebling krank. –


 Kinderheiland

Ich glaube, dass ich den Heiland fand,
den ich niemals suchte und nie verstand.
Zur Mitternacht war es, du schliefst nicht ein,
das Nachtlicht am Boden warf tanzenden Schein.

ich schob deinen Wagen vom Schirm bis zum Schrank,
vom Schrank bis zum Schirm, – und zurück und heran – –
Ach, dass man nicht helfen und trösten kann!
Ich hätte gebetet für dich so gern,
doch Gott ist so groß und Gott ist so fern –

Nicht hört er droben, von Sternen gekrönt,
wie ein winziges Kindlein in Qualen stöhnt.
– – Da ward mir im düsteren Nachtlichtschein,
als wär’ ich im Zimmer nicht mehr allein!

Als beuge sich Einer herab auf dich,
der tausendmal trostreicher war als ich,
der tausendmal besser dein Leid verstand,
der tausendmal süßere Hilfe fand.

– – Ich habe den Heiland nie begehrt,
der finstere Sünden gnädig verklärt.
Doch in dieser Stunde erfasste ich:
Du Kinderheiland, wir brauchen Dich!

Und leise, leise schwang durch den Raum
eines heiligen Mantels heiliger Saum;
ein Licht wie von Sternen, und doch so nah,
ein Lächeln, das alles verstand, was geschah,

den Kleinsten auf Erden verwandt und vertraut,
aus verborgenen Himmeln ein Heimatlaut,
ein Streicheln, dem Heilung und Frieden entrann – –
Du Kinderheiland, Dich bete ich an.


Letzte Nacht
Noch einmal streich ich dein Kissen glatt.
„Herzkindlein liebstes, wie blickst Du matt!“
Ich zog deine Deckchen empor zum Kinn:
„Schlaf ruhig, Du weißt, dass ich bei Dir bin ...“

Ich löschte das Nachtlicht, es flackerte so,
und draußen heulte ein Hund irgendwo.
Ich küsste dich leise – „Herzkindlein, gut Nacht!“
 – Auf Erden bist nie mehr du aufgewacht.


Lasst mir mein Lied




Lasst mich mein Lied nur singen
ein Lied mit nur meiner Melodie
geboren aus Traurigkeit und Freude
aus Liebe und aus Schmerzen
soll es zum Himmel klingen
vom stillen Traum des Herzens
nach Frieden und Harmonie

Mein Lied wird mir Freude bereiten
ich sang es immer schon
wird immer mich begleiten
was brachte es an Lohn?

Es brachte tiefen Frieden
das Ruhen in mir selbst
und gab es schwere Kämpfe
ich war bereit zur Wehr
sang mein Lied von Frieden und Liebe
und nicht von des Menschen Ehr.

Das ist der Wert meines Liedes
der tief im Herzen liegt
er verbindet mich mit dem großen Sein
ein mir sehr teures Lied
durch das ich finde Herzensfried