Gemeinsam Schönes entdecken, lesen, schreiben, ohne Häme, ohne Kritik, das ist unser Anliegen. Ich werde in Euren Beitragen nichts ändern oder korrigieren, denn keiner soll sich kontrolliert fühlen. Viel Freude am Schreiben und Lesen FvB

Marianne Reepen


Liebessymphonien der Herzen,

die von der Schönheit der Erde singen,
wo breite Ströme fließen
und klare Quellen springen,
wo alle Bäume rauschen,
wir murmelnden Bächen lauschen,
Vogelrufe in Sehnsuchtsweisen tönen
und Menschenherzen rufen nach Versöhnen!

Molltöne entstehen dort, wo Menschen bangen,
in unhörbarem Verlangen.

Meeressymphonien, Wellenmelodien,
die lieblich und leicht die Ufer umspülen,
gewaltig tosend die Erde aufwühlen!

Wildmöwen, die über das Wasser kreischen,
gierig, begehrenden Raubvögeln gleichen.
im gleißenden, beißenden Sonnenlicht-

Und am Abend
ein leichtes Geplätscher
im Mondenschein,
Glanz auf den Wassern
und ein Mensch,
völlig allein,
dem Wunder hingegeben!




Gut ist es, schreiben zu können.

Man taucht dabei ein,
in eine andere Welt
und vergisst darin alle Schwere.

Es mutet an, wie ein Wunder,
dass dieses möglich ist.

Das geistige Tun
übersteigt und verschleiert für eine Zeitlang alles,
was man als unangenehm empfindet
 und bringt uns dadurch
in weit bessere Atmosphären,
als sie die Wirklichkeit vorgibt.


© Marykathrein

19. August 2012



Johann Christian Friedrich Hölderlin

 

 

Des Morgens

Vom Taue glänzt der Rasen; beweglicher
Eilt schon die wache Quelle; die Buche neigt
Ihr schwankes Haupt und im Geblätter
Rauscht es und schimmert; und um die grauen

Gewölke streifen rötliche Flammen dort,
Verkündende, sie wallen geräuschlos auf;
Wie Fluten am Gestade, wogen
Höher und höher die Wandelbaren.

Komm nun, o komm, und eile mir nicht zu schnell,
Du goldner Tag, zum Gipfel des Himmels fort!
Denn offner fliegt, vertrauter dir mein
Auge, du Freudiger! zu, solang du

In deiner Schöne jugendlich blickst und noch
Zu herrlich nicht, zu stolz mir geworden bist;
Du möchtest immer eilen, könnt ich,
Göttlicher Wandrer, mit dir! – doch lächelst

Des frohen Übermütigen du, daß er
Dir gleichen möchte; segne mir lieber dann
Mein sterblich Tun und heitre wieder
Gütiger! heute den stillen Pfad mir.




Johann Christian Friedrich Hölderlin
 (* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar; † 7. Juni 1843 in Tübingen)