Ich
war noch ganz klein, da schenkte mir meine Patentante ihre Puppe Elisabeth. Auf
der Flucht 1920 war ihre alte Puppe verloren gegangen und so kaufte sie sich
mit 18 Jahren diese Babypuppe, die bei ihr saß, bis ich 3 Jahre alt war. Da
bekam ich sie zu Weihnachten und sie begleitete mich von da an überall hin. Obwohl ich noch die
Schildkrötpuppe Angeline meiner Mutter und Omas Baby Mäxchen – strohgefüllt
- bekam, war Elisabeth mir die liebste
Begleitung, weil der Stoffkörper so schön weich war. Doch natürlich kam auch
Mäxchen immer mit in den Puppenwagen, ich wollte ja eine gute Puppenmutter
sein, währen die kleine Madame immer auf meinem Klappbett neben den Büchern,
natürlich auf einem weichen Kissen saß. Sie wurde zwar auch in die Spiele mit
einbezogen, aber sie war eben steif und nicht schmusig.
Mit
14 Jahren kam ich ins Internat. Wegen der Packerei nach Zettel vergaß ich meine
Puppe einzupacken und vermisste sie fortan sehr. Hätte mich nicht gestört, wenn
die Anderen mich deswegen veräppelt hätten. So nahm ich mir vor, sie unbedingt
beim ersten Besuch zu Hause (Sommerferien) einzupacken.
Wie
groß war mein Kummer, als ich dann sah, was zwischenzeitlich passiert war.
Meine
Mutter hatte eiskalt alle meine Spielsachen, (mein Puppenhaus, vom Großvater
geschreinert, Puppenwagen, die meisten Mädchenbücher, Puppenkleidung) an ein
kleines Nachbarkind verschenkt. „Was willst du denn noch damit? Aus dem Alter
bist du raus!“ Peng
Auf
meinem Schrankbett saß nur noch die
Puppe Angeline.
Elisabeth
war weg! Mäxchen war weg! Ich heulte wie ein kleines Kind, konnte auch nicht
beim Nachbarn mir die Puppen oder wenigstens Elisabeth wieder holen, denn wir
waren 4 Wochen vorherg umgezogen, ein anderes Bundesland, eine neue
Umgebung....
Egal,
was dann auch an Puppen mir begegnete, ich suchte immer meine Elisabeth,
(Schildkröt - Baby Schlenkerle Blondköpfchen, 49 cm groß, wie ich heute weiß).
Ich hatte für sie gestrickt, gehäkelt, genäht…alles weg.
Als
ich meine Tochter bekam und sie die erste Puppe erhielt, fiel mir alles wieder
ein. Sie bekam ein Schildkröt - Schlummerle, das ich auch noch habe.
Nun
muss ich einen großen Zeitsprung machen, nämlich ins Internet zu Facebook. Wie
das so geht, sucht man nach Spuren der Vergangenheit, wenn man im Krankenhaus
oder zur Kur ist und viel Zeit hat. So traf ich auf Kindheitsfreunde und
Nachbarskinder.
Ja,
Ihr wisst schon, was jetzt kommt. Genau die kleine Christine von damals fand
ich wieder. Sie hat nie geheiratet, lebt heute noch in dem Haus der Eltern, in
das sie damals zogen.
Und
natürlich hatte sie auf dem Dachboden, wohlverpackt, noch ihre Puppen und damit
auch meine.
Sofort
bot sie mir an, mir diese zu schicken, was ich total gerührt annahm.
Und
dann saßen sie vor mir und die Kindheit holte mich ein. Zum Glück sind es dann
nur die schönen Momente.
Sie
hatten zwar neue Kleidung an, doch eine Mütze und ein Jäckchen aus meiner
Strickstube sind noch dabei.
Elisabeth
und Mäxchen sitzen nun immer in einem der Sessel meiner Tante, die diese von
ihrer Mutter erbte und die ich an meine Kinder weiter gab.Einer steht noch bei
mir.
Meiner
jüngerer Enkel (10) war ganz angetan von der Geschichte, die er miterlebte und
meinte: „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Puppen später mal bei mir
sitzen. Wenn ich eine Tochter bekomme, dann wird sie deine Elisabeth und Max
lieben. Ich erzähle ihr dann alles, was Elisabeth und Max wohl schon erlebt
haben.“