Ich habe wohl in den vergang'nen Jahren
So manches Lied von eit'ler Lust gesungen,
Nach eig'nem Glück und eig'nem Ruhm gerungen,
Doch Bess'res hab' ich nun, Gott Lob! erfahren.
Ein Wörtlcin hat mir Gott ins Herz gegraben,
Das ist mein Lied, mein Licht und meine Freude,
Mein Schild, mein Schwert und bester Trost im Leide,
Und gehet weit, weit über alle Gaben.
Es heißet Gnade, Gnad' um Jesu willen!
O könntet ihr nur recht dies Wörtlein fassen,
Ihr würdet alles And're liegen lassen,
All' einen Durst an diesem Quell zu stillen.
Dies Wörtlein bringet solchen tiefen Frieden,
Daß von den Stürmen, von dem Schlamm der Erden
Die stille Seele kaum berührt kann werden
Und Alles träget, ohne zu ermüden.
Nicht sag' ich, daß ich's schon ergriffen habe,
Noch, daß ich schon im Glauben sei vollkommen;
O nein, den Wahn hat mir mein Gott genommen,
Nur beten, ringen will ich bis zum Grabe.
Reich' mir die Hand! so will ich weiter gehen,
Wie Du mich führest ans dem steilen Pfade;
Nur eines bitt' ich: laß mir Deine Gnade, —
Sonst — was Du willst, o Herr, laß mir geschehen!
Reich' mir die Hand! mein Lieben und Vermögen
Ist schwankend, ungetreu zu jeder Stunde:
O halte Du mich fest! — mit Dir im Bunde
Geh' ich durch Sturm und Nacht dem Licht
Julie Katharina von Hausmann