Gemeinsam Schönes entdecken, lesen, schreiben, ohne Häme, ohne Kritik, das ist unser Anliegen. Ich werde in Euren Beitragen nichts ändern oder korrigieren, denn keiner soll sich kontrolliert fühlen. Viel Freude am Schreiben und Lesen FvB

Goethe schrieb in Mannesart




Behandelt die Frauen mit Nachsicht!
Aus krummer Rippe ward sie erschaffen,
Gott konnte sie nicht ganz grade machen.
Willst du sie biegen, sie bricht;
Läßt du sie ruhig, sie wird noch krümmer;
Du guter Adam, was ist denn schlimmer?
Behandelt die Frauen mit Nachsicht;
Es ist nicht gut, dass euch eine Rippe bricht.


Dazu fällt mir nur ein:
Seht, was da Großartiges aus einem
so kleinen Stückchen Rippe geschaffen wurde
und seitdem ist der Mann recht unvollständig
;-) Flo
 
 
 

Das Haar



In diesem Einen blonden Frauenhaar
Liegt aller Duft, der ihr zu eigen war,
Liegt aller Glanz, der ihre Stirn umfloß,
Liegt alle Anmut, die sie übergoß.

So weich und fein und zart und biegsam war
Das ganze Weib, wie dieses Eine Haar.
Und schling ich um den Hals den feinen Ring
Umfängt er mich, wie mich ihr Arm umfing.

Vor einer Stunde hing sie so an mir.
Ich riß mich los, wie dieses Haar, von ihr;
Doch wie ein Stück von ihrem Leben blieb
Dies Haar bei mir zurück in stummer Lieb'.

Und so mit seinem Leuchten noch einmal,
Wie ein verlorener letzter Sonnenstrahl,
Bringt einen Tag voll Seligkeit und Glück
Mir dieses eine blonde Haar zurück.

Anton Alfred Noder
Aus der Sammlung Frauen

Die Kartoffel


Es ist für uns Materielle
Nur eine Kartoffel die Welt,
Von der der Weise die Pelle
Fürsorglich herunter schält.

Denn eine von unsern Devisen
Ist die: Kartoffel und Welt,
Sind beide nicht zu genießen,
Wenn man sie nicht richtig quellt.

Der idealistische Stoffel,
Der alles für herrlich hält,
Verzehrt die ganze Kartoffel
Natürlich unabgepellt.

Doch liegt sie ihm dann im Magen,
So jammert er und erzählt,
Wie schwer für ihn zu ertragen
Oft diese so "rohe" Welt!

Wir aber genießen behaglich
Die Süße, die sie enthält -
Die beste Kartoffel, unfraglich,
Ist - richtig genossen - die Welt.

Anton Alfred Noder


Vorfrühlingszeit!


Man meint, stets sei’s das gleiche Bild:
Ein endlos langer Tag,
mit einem Streben ausgefüllt,
in Fried’ die Stunden zu erleben
und die Tage zu besteh'n.

Die schönste Freude ist's darum,
den Blick durchs Fenster oft zu richten
und durch das Tor zum Internet,
ein andres Leben noch zu sichten.
Wenn’s das nicht gäb’- ich dies nicht hätt,’
dann wär’ das Leben halb so nett.
Doch schau ich durch die offnen Türen,
so kann auch ich das Frühjahr spüren,
dieweil man soviel Schönes sieht –
und jedermann hier ist bemüht,
sein kleines Scherflein beizutragen.

VORFRÜHLINGSZEIT!

Zweiundzwanzig Grad im Raum,
so mollig warm, man glaubt es kaum!
Fernab, der große hohe Baum,
er trägt schon einen hellen Flaum.
Es liegt ein Ahnen in der Luft,
ein Wünschen, das nach Frühling ruft.


© Marykathrein