Gemeinsam Schönes entdecken, lesen, schreiben, ohne Häme, ohne Kritik, das ist unser Anliegen. Ich werde in Euren Beitragen nichts ändern oder korrigieren, denn keiner soll sich kontrolliert fühlen. Viel Freude am Schreiben und Lesen FvB

Eduard Mörike (1804-1875)



Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
 
 
 


 

Sei still mein Herz


 

Sei still mein Herz,
wenn auch der Sommer geht.
Lass weiter uns an Wunder glauben
und hoffen, dass es nicht zu spät!

Tränen




Sanft und salzig
befreiend
erleichternd
lebendig
Ich weiß, dass ihr da seid
mich drückt
mich ausfüllt
Ich spüre euch unter der
glatten Oberfläche
dem Spiegel meiner Augen

Ich warte auf euch


Text und Bild Andrea Seyfferth

Andrea Seyfferth

Herbstgewitter
Donner und Blitz
Sturm und Regen
Mein Innerstes
meine Gefühle nach außen gekehrt
auf das Wetter projiziert
Es reinigt und kühlt kurz
Dann fühl ich die Wut
die Traurigkeit wieder
Es hat sich nicht verändert
Tja Frau Frisch
du machst es dir zu leicht
Es wäre schön einfach
wenn du deine Gefühle
deine Seelenstürme
über das Wetter
über einen Herbststurm
ausleben könntest
Du musst wohl
langsam mal
selbst toben

Bild  gemalt von Andrea Seyfferth

Joseph Freiherr von Eichendorff



Schläft ein Lied in allen Dingen
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.



Charles-Pierre Baudelaire

Bessenheit


Ihr erschreckt mich, tiefe Wälder, wie die Kathedralen;
Ihr heult wie Orgeln; durch eure Herzen, die verflucht,
Den Kammern ewger Trauer, alte Röchellaute schallen,
Hallt's De Profundis wider, das ihr beständig ruft.

Ich hass dich, Ozean! dein Wogen und dein Toben,
Auch meinen Geist bestimmt! Ich's bittre Lachen hör
Des besiegten Menschen, voll Wutgeschrei und Sorgen,
Es gleicht dem weiten Lachen des gewaltgen Meers.

Wie liebte ich dich, Nacht! hättst du nicht die Sterne,
Deren Leuchten stets dieselbe Sprache spricht!
Denn ich such das Nackte, die Schwärze und das Nichts!

Sind denn nicht auch Gemälde diese finstren Fernen,
Wo mein Aug lebendig tausendfach entzückt,
Was dahinging einst, mit vertrautem Blick.


* 9. April 1821 ; † 31. August 1867
in Paris

Nächtliche Gedanken!



Wie sehr
man doch die Freiheit genießen kann,
das völlige losgelöst sein,
vom Willen und Unwillen eines fremden Wesens,
das losgelöst sein
von allen Gedanken der Furcht!

Es ist das  Fest der Nacht,
auf dem man sein einziger, stiller Gast ist.

Man genießt die aus der Tiefe der Seele
aufsteigenden Freuden
und webt sie wie in seidene Tücher.

Es scheinen dabei leise Melodien mitzuschwingen,
solche von singenden Geigen,
die sich wie eine wundervolle Harmonie
auf  die Seele legen.

Für Momente
scheint  man den grauen Schleiern der Befürchtungen entrückt
und fühlt nicht mehr so sehr den Schmerz,
der an die eigene Vergänglichkeit erinnert.

Alle irdischen Fesseln scheinen abzufallen.
Es ist, als schwänden sie mit dem Strome der Zeit,
in das Meer des Vergessens.

Und am Himmel
flammen  Sterne neuer Hoffnungen auf.


© Marianne Reepen




K r i e g s k i n d e r !

.
Im Jahre 1998 wurde in Berlin eine Stiftung für Kriegskinder gegründet So viele Jahre sind seit dem II Weltkrieg vergangen. Die damaligen Kinder sind heute schon über 7o jährige Senioren.
Diese Menschen hatten in ihrer Kindheit die Schrecken des Krieges erleben müssen. Im Alter kommen die Erinnerungen der Kindheit zurück. Warum ? das weiß auch die Forschung nicht. Man erinnert sich an die Kindheit mehr, als an die Jahre der Arbeit und des Lebens in jüngeren Jahren.
Auch ich gehöre zu Ihnen.
Am Mittwoch den 25.03.09 strahlte die ARD den Film „Kinder des Sturms“ aus
Der Film der in Schlesien anfing, wo ich geboren bin, hat mich sehr berührt. Alles war wieder da , die Angst, die Sorge um Vater .Das Überleben der Zeit.
Man sollte doch vergessen, aber es wird immer in Gedächtnis bleiben. Bloß die Hoffnung, dass die junge Generation die in Frieden leben darf, niemals so was erleben soll, ist Erleichterung für die Seele der heutigen Großeltern.

Kinder – sind und bleiben immer für jede Generation das Vermächtnis des Lebens.

Die Zeit des Krieges, da waren so viele Ereignisse, die in meiner Erinnerung verbleiben. Aber eins ist besonders stark eingeprägt.


Der Z u g


Es war der 19.Januar 1945. Ich damals 10 Jahre alt. Bin mit meiner Mutter ins Krankenhaus nach Liegnitz gefahren. Mein Vater wurde dort nach einer schweren Verwundung eingeliefert. Alle sagten meiner Mutter fahr nicht mehr – die Front ist schon so nah. Die Russen sind schon überral.
Mutter aber, /die Vater schon so lange nicht gesehen hatte / hörte auf niemanden. Zwei meine Schwestern 6 und 3 Jahre blieben bei Großeltern.
Die Begegnung mit Vater, die Tränen der Rührung als er uns begrüßte die vergesse ich niemals.
Am Tag des Abschieds hatte Vater und wir Angst .Werden wir uns noch wieder sehen. Die Front war nah und der Krieg tobte noch weiter.
Am Bahnhof war alles in Auffuhr. Kein Zug wird nach Kattowitz mehr abfahren. die Front ist schon an der Neiße. Man sah Menschen die aus Oppeln ankamen mit dem, was sie bloß mitnehmen konnten. Ich hatte Angst, denn Mutter die ja 2 kleine Kinder in der Obhut ihren alten Eltern gelassen hatte, wollte zurück .Dann wurde gesagt es wird noch ein Zug sein .Als wir gewartet haben kam ein Transportzug mit Kindern aus Ostpreußen. Bloß Kinder, viele Kinder ohne Eltern die weinten .
Es waren Flüchtlingskinder die nach Westen kamen um den Krieg zu entkommen Die Menschen die am Bahnhof verweilten, waren erschüttet. Am Bahnhof war eine Auflaufstelle eingerichtet, wo man erfahren konnte wer schon aus Ostpreußen oder Schlesien geflüchtet war. Mutter war sehr verunsichert war, ob die Großeltern auch schon geflüchtet sind. Also sagte sie mir“, rühr dich nicht weg bleib bei unseren Gepäck und warte auf mich“ Es war einer der kältesten Winter des Jahres 1945.Mir war schon sehr kalt. Ich hatte Hunger .Es waren doch schon viele Stunden vergangen. Es wurde immer lauter in der großen Halle des Bahnhofs. Ich war ja noch ein Kind so bekam ich Angst, dass Muter nicht kommt. Diesen Moment zu beschreiben ist für mich noch heute sehr schwer. Ein Polizist der schon eine Weile hin und her gegangen war, fragte mich ob ich alleine bin usw. Ich fing an zu weinen, es war zum Glück ein Mensch mit guten Herzen. Also ging er sich erkundigen in das Flüchtlingsbüro wo er nach meiner Mutter suchte. Mutter war noch immer in der Reihe der Menschen die auch Auskunft wollten. Dieses Büro konnte leider meiner Mutter nicht weiter helfen.
So sind wir dann doch in den letzten Zug eingestiegen der nach Kattowitz abfuhr. Es wurde aber gesagt, dass keiner sagen kann ob er noch dort ankommt.
Die Fahrt in dem übergefüllten Zug die kann sich ja jeder vorstellen. An der Brücke vor Breslau, ist der Zug stehen geblieben.. Es wurde gesagt wir sollen aussteigen ,die Brücke soll gesprengt werden, weil die russische Armee in Anmarsch sei .Viele Menschen stiegen aus .In den Schnee der sehr hoch war in diesen Tagen .Von weiten sah ich die Kolumne der vielen Menschen mit kleinen Holzwagen mit ihren Hab und Gut. Kinderwagen wurden gezogen und es waren Kinder dabei, die alle kamen von Oppeln und wollten weiter.. Bloß weg von der Front. .Ich registrierte dann schon nichts mehr. Muter stieg nicht aus. Der Zug wurde immer leerer, dann die Nachricht, dass dieser Zug doch noch die Brücke passieren darf.

Als wir sehr spät in der Nacht bei meinen Großeltern ankamen, war es meine Mutter, die in Tränen ausbrach. Die Kinder waren mit Großeltern noch nicht geflohen. Es waren schon Sachen zur Flucht vorbereitet, aber Großvater wollte noch warten auf eine Nachricht von uns..

Am 27.01.1945 wurde unsere Stadt wie damals gesagt  von den Faschisten befreit.

Was die deutschen Familien später erleben mussten, dass ist schon eine andere Geschichte.

Die jüngere Generation versteht es nicht, dass man solche Geschichten nach 60 Jahren erinnert. Aber, es geht dieser Generation so gut, dass sie nicht wissen wollen, dass es noch Menschen gibt, die es nicht vergessen können.
Auf der Flucht erfroren wie es aus der/ provisorischen /Nachricht bekannt wurde über 3500 Kinder, die Wirklichkeit aber kann niemand ermessen.


Ottilie K. 

Wandlung


Trauer hielt mich 
zu lange gefangen
ich merkte nicht
dass ich mein Ich
fast verlor
doch mit dem Wind 
und mit den Vögeln 
die aus dem Süden kamen
erreichte mich ein Ruf
ich öffnete ihm mein Herz
das Leben trat ein
mit dir und deinem Lachen

Jessika


Kommt näher


Dieses Gedicht schrieb eine alte Frau, 
die seit langem in einem Pflegeheim in Schottland lebte 
und von der man annahm, sie sei desorientiert.
Nach ihrem Tod fand man 
dieses schöne Gedicht bei ihren Sachen:

Was seht ihr, Schwestern?
Was seht ihr, Schwestern, was seht ihr?

Denkt ihr, wenn ihr mich anschaut:
Eine mürrische alte Frau, 
nicht besonders schnell,
verunsichert 
in ihren Gewohnheiten,
mit abwesendem Blick,
die ständig beim Essen kleckert,
die nicht antwortet, wenn ihr sie anmeckert,
weil sie wieder nicht pünktlich fertig wird.
Die nicht so aussieht, 
als würde sie merken,
was ihr macht
und ständig den Stock fallen lässt
und nicht sieht, wo sie geht,
die willenlos alles mit sich machen lässt:

Füttern, waschen und alles was dazu gehört.
Denkt ihr denn so von mir, Schwestern,
 wenn ihr mich seht, sagt?
Öffnet die Augen, Schwestern!
Schaut mich genau an!
Soll ich euch erzählen, wer ich bin,
die hier so still sitzt,
die macht, was ihr möchtet
 und isst und trinkt, wenn es euch passt?

"Ich bin ein zehnjähriges Kind
mit einem Vater und einer Mutter,
die mich lieben, 
meine Schwester und meinen Bruder.

Ein sechzehnjähriges Mädchen, 
schlank und hübsch,
die davon träumt, 
bald einem Mann zu begegnen.

Eine Braut, fast zwanzig,
mein Herz schlägt heftig beim Gedanken 
an die Versprechung,
die ich gegeben und gehalten habe.

Mit fünfundzwanzig 
habe ich eigene kleine Kinder,
die mich zu Hause brauchen.

Eine Frau mit dreißig, 
meine Kinder wachsen schnell
und helfen einander.

Mit vierzig, 
sie sind alle erwachsen 
und ziehen aus.
Mein Mann ist noch da 
und die Freude nicht zu Ende.

Mit fünfzig 
kommen die Enkel 
und erfüllen unsere Tage,
wir haben wieder Kinder- 
mein Geliebter und ich.

Dunkle Tage kommen über mich, 
mein Mann ist tot.
Ich gehe in eine Zukunft 
voller Einsamkeit und Not.
Die Meinen haben 
mit sich selbst genug zu tun,
aber die Erinnerung von Jahren 
und die Liebe bleibt MEIN!
Die Natur ist grausam, 
wenn man alt und krumm ist
und man wirkt etwas verrückt.

Nun bin ich eine alte Frau, 
die ihre Kräfte dahinsiechen sieht
und deren Charme verschwindet.

Aber in diesem alten Körper 
wohnt immer noch ein junges Mädchen,
ab und zu 
wird mein mitgenommenes Herz erfüllt.

Ich erinnere mich an meine Freuden,
ich erinnere mich an meine Schmerzen 
und ich lebe und liebe 
mein Leben noch einmal,
das allzu schnell 
an mir vorüber geflogen ist
und akzeptiere kühle Fakten,
dass nichts bestehen bleiben kann.

Wenn ihr eure Augen AUFMACHT 
Schwestern,
so seht ihr nicht nur 
eine mürrische alte Frau.

Kommt näher, 
seht
MICH!