Gemeinsam Schönes entdecken, lesen, schreiben, ohne Häme, ohne Kritik, das ist unser Anliegen. Ich werde in Euren Beitragen nichts ändern oder korrigieren, denn keiner soll sich kontrolliert fühlen. Viel Freude am Schreiben und Lesen FvB

Helmut Walch

Aus seinem Geschenkbüchlein:  
Du bedeutest mir viel

"Perlen entstehen in geheimen Tiefen.
Sie sind eine Seltenheit
und nicht nur deshalb kostbar.
Du bist wie eine Perle
die matt schimmernd,
vornehm und zurückhaltend ist
und dennoch nicht übersehen werden kann".





unendlich kreativ, schaut auch mal hier rein

http://www.hugendubel.de/11/Helmut+Walch.html?wea=8150018

Andrea Seyfferth


Ich kann dir nur meine Liebe  geben


mit dir reden


aber dir nicht helfen


Ich hasse meine Hilflosigkeit


Ich kann dir nur meine Zärtlichkeit geben


aber du brauchst sie nicht


kannst nicht damit umgehen


Deshalb genieße ich die Stunden


die wir zusammen verbringen


Genauso


Vielleicht noch intensiver


obwohl es mich traurig macht


dich unglücklich zu sehen


Bitte, setze niemals eine Maske auf


ich würde sie erkennen


und ich habe nicht die Kraft


sie zu zerstören, sie wegzureißen


und würde weinen


Bitte eine Tüte


Guten Tag, ich möcht` ne Tüte,
von der allerbesten Güte.
Dies kann man jetzt falsch verstehn,
nicht zum Rauchen, bitteschön,
sondern um sie zu verteilen-
bitte schnell, ich muss mich eilen.

Flora von Bistram

Mama, wir bringen dich…




Ellen stöhnte, denn ihre Mutter war mal wieder aus der Hintertür entschwunden. Schnell verließ sie das Haus und sah sich suchend um.
„Mama!“
„Ellen, sie ist hier!“ ertönte die Stimme der Nachbarin durch die Hecke.
Lisbeth, die Mutter hatte sich wieder einmal aufgemacht, ihr Zuhause zu finden, denn: „Ich muss heim, ich gebe doch eine Gesellschaft. Die stehen sonst alle vor der Tür.“

Tränen in den Augen bei Ellen und Nachbarin Gabi, denn dieser Zustand der Verwirrung wurde von Tag zu Tag stärker.
Das Haus der alten Dame war bereits verkauft worden, sie lebte bei der einen Tochter in Düsseldorf, war nun seit einer Woche bei der zweiten Tochter, zur Entlastung der Schwester, hier in Hannover, doch hier wie dort suchte sie ihr Vertrautes.
Sie konnte nicht dort im Haus bleiben, denn sie aß nicht mehr, lag nur noch in ihrem Bett oder suchte nach dem kürzlich verstorbenen Mann.
Die Töchter und der Sohn lebten nicht in der Nähe, Ellen fuhr aber 1x in der Woche in das verschlafene Soltau, um nach der Mutter zu schauen, blieb auch immer mal wieder mehrere Tage dort, doch der befragte Hausarzt schüttelte den Kopf.
Die 91 jährige, immer so tätige Geschäftsfrau hatte durch den Tod ihres Mannes, mit dem sie über 60 Jahre verheiratet gewesen war, hatte ihr den Tagesablauf, ihren Lebensinhalt verloren und sie war immer auf der Suche nach ihm.

Gabi hatte einen Einfall.
„Ellen, bring deine Mutter doch tagsüber in die Seniorenbetreuung, da hat sie Ablenkung durch Gleichaltrige und die richtige Betreuung.“
Lange Gespräche zwischen den Geschwistern, endlose Fahrerei, um auch eine wirklich gute Einrichtung zu finden führten endlich zu einem Ergebnis.
„Mama, wie wäre es, wenn du mal ohne uns einen Tag mit netten Leuten verbringen würdest?“ Ganz zaghaft wurde die Mutter in das neue Vorhaben eingeweiht und sie strahlte bei ihrer Antwort: „Na endlich komme ich hier mal raus, vielleicht kann ich da ja Mensch ärger dich nicht oder Kanaster spielen.“
So einfach sollte es sein?
Mit klopfendem Herzen brachten nun die Schwestern gemeinsam die Mutter das erste Mal gegen 9 Uhr 30 zu der Tagespflege, wo eine freundliche Mitarbeiterin sie in einem gemütlichen Aufenthaltsraum, dem Spielezimmer, sie den anwesenden Damen und Herren vorstellte.
Sofort wurde sie fröhlich aufgenommen in einem Kreis Kartenspielerinnen, die zur großen Freude der alten Frau, Kanaster spielten. Schnell waren die Töchter vergessen, die mit einem:“ Heute Nachmittag holen wir dich wieder ab!“ den Raum verließen.

Welch eine Freude und Erleichterung, dass die folgenden 2 Wochen ihre Mutter früh aufstand, sich anzog und mit freudiger Erwartung in den Tag schaute.

Und dann der Tag, als die Töchter mit der Mutter und mit Käthe, einer festen Bewohnerin, auf der Terrasse saßen und am Nachbartisch ein alter Herr schüchtern, aber freundlich herüber grüßte. Lisbeth erstarrte, dann breitete sich ein Leuchten auf ihrem Gesicht aus, sie stand auf, ging zu dem Tisch, begrüßte den Mann mit einem glücklichen: „Wo hast du denn gesteckt? Komm wir gehen jetzt ein wenig in den Park!“ und zog ihn fast an der ergriffenen Hand von seinem Sitz. Erst ein wenig ungläubig, aber dann glücklich zurücklächelnd, ließ er ihre Hand nicht los und so liefen sie, Hand in Hand, wie ein altes Ehepaar durch den Sommer, denn es änderte sich an diesem Glück nichts.
Die in der Vergangenheit lebende Frau meinte, ihr Mann sei wieder da und Ernst, so hieß der stille, vorher sehr einsame Mann,  war selig, dass sie ihn an die Hand genommen hatte und mitnahm, den ungewohnten, bisher so schweren Alltag gemeinsam zu erleben.

Flora von Bistram


Wirklich gut gemeint?



Wie oft hat mancher Mensch geklagt,
dass Übles ihm doch widerfahren
von And`ren, die dann stets gesagt,
dass sie die Ursach` gar nicht waren.

Sie hätten es nur gut gemeint,
was ihnen nun würd angelastet,
und wenn auch der Betroffene weint,
ihn hätten sie nicht angetastet.

Im Gegenteil, man wollte ihn
vor den Gefahren nur beschützen,
die ihn ins Unglück könnten ziehn.
So wollt` man friedlich ihm nur nützen.

Nun, alles schlug ins Gegenteil,
zum Nachteil um, statt dem zu dienen,
dem man so willig geboten feil
sein Wissen- stets mit Unschuldsmienen.

Wer immer logisch weiterdenkt,
wird Folgen außer Acht nicht lassen,
bevor er andrer Leben lenkt
und spricht von Liebe, nicht von hassen,

der früh genug erkennt, was blüht,
wenn selbst man gleich will Richter spielen,
dass oft ganz falsch man sich bemüht
und Weichen stellt nach seinen Zielen.

FvB